Valentinstag: (Un-)sinniger Feiertag?

February 10, 2022

Valentinstag: (Un-)sinniger Feiertag?

Lena Severin

Man kann davon halten was man möchte, aber genau so wie Ostern, Weihnachten und Silvester kommt er jedes Jahr am 14.02. aufs Neue: Der Valentinstag. Kaum ein Feiertag wird so kritisch beäugt wie der “Tag der Liebe”. Über manchen hängt eine graue Wolke des Zynismus, die mit jeder Grußkarte und jedem zuckerwattesüßen Werbespot ein bisschen größer wird. Andere laufen bereits in den Wochen vorher in rosarot vernebelter Stimmung durch die Gegend, auf dem Weg zum Gipfel-Tag der Romantik. Und dann gibt es noch die liberale Grauzone, denen eigentlich alles recht egal ist, die sich aber insgeheim auch ein wenig die Frage stellen “Macht diese ganze “Feierei” überhaupt Sinn?”

Keine Sorge, das hier wird kein “X Gründe warum Valentinstag doof ist”-Artikel. Genauso wenig, wie die verschriftlichte Variante einer “Zeugen des Valentinstags”-Bekehrung. Denn ich bin eine der Personen, die sich in der wunderbaren Grauzone befinden und habe mir zur Mission gemacht, die beiden Meinungsgruppen in diesem Beitrag etwas näher aufeinander zu zu bewegen. Nimmst du die Challenge an?

Valentinstag-junglück

Valentinstag – Glücksgefühle für die einen, Trigger-Flut für die anderen

Allgemein muss ich schon sagen, dass ich das Konzept echt merkwürdig finde, an einem einzigen Tag im Jahr die Liebe zu feiern. Ich weiß, ich bin nicht die erste, die diesen Satz verwendet, aber sollte man die Liebe nicht an jedem Tag im Jahr feiern? Und das völlig unabhängig davon, an wen sie sich richtet? An Partner*innen, Freund*innen, Kinder, Familie, die Gym-Crew oder – am allerwichtigsten – an dich selbst…?
Ich möchte in diesem Artikel auch nicht zu sehr die Selbstliebe bejubeln, denn trotz aller Wichtigkeit der Botschaft, kann die Selflove-Dauerbeschallung von allen “single-inklusiven” Ads und Texten besonders zu dieser Jahreszeit auch ziemlich nerven. Tatsächlich gibt es viel zu viele Menschen, für die bereits Ende Januar der Spießroutenlauf durch die plötzlich liebesverrückte Konsumwelt los geht. Man fängt sich tatsächlich an zu fragen, ob man der einzige Mensch auf der Welt ist, der diesen Tag nicht in Zweisamkeit verschlungen auf der Couch verbringt oder romantische Blicke mit dem eigenen Rotweinglas, statt mit einem zweiten Augenpaar austauscht. I feel you! Böse Gedanken schleichen sich dann in meinen Kopf… Wenn der Valentinstag ein “Feier”tag für Paare ist, ist dann der Single’s Day im November das Trostpflaster für alle anderen? Für jemanden, dessen Beziehung mit krönender Ironie am Single’s Day komplett implodiert ist und der nun allein den Weg zum Valentinstag entlang stolpert, ist das nicht unbedingt ein tröstender Effekt. Bei vielen Partnerlosen ist das Zufriedenheitslevel mit der Situation halt einfach noch ausbaufähig – mal ganz diplomatisch ausgedrückt. Da sind sämtliche Tage, die sich egal welchem Beziehungsstatus widmen, auch einfach nur noch Salz in der Wunde.

Der Punkt ist (und die meisten kennen ihn sicher): Der Februar ist Nährboden für Trennungsschmerz und Herzleiden. Seien wir also nachsichtig miteinander, egal, ob wir gerade glücklich in einer Beziehung sind oder die ganzen Vorzüge des Alleinseins auskosten. Denn wir, die gerade etwas mehr zu kämpfen haben als eh schon, brauchen keine Paar-Shows und Selflove-Propheten. Wir möchten einfach mal für eine Weile alles scheiße finden. Und das ist auch vollkommen ok so.

Valentinstag – Geschenke, Schokolade und Kerzenschein

Ich möchte ganz ehrlich mit dir sein. Dieser Artikel ist nicht so locker flockig entstanden, wie er sich (hoffentlich) liest. Ehrlich gesagt war es ein ziemlicher “Pain in my ass”. Ich habe mich so oft gefragt, was du als Leser*in davon haben sollst, ein paar Minuten deines Tages meinen Worten zu schenken. Ich habe eben keine besonderen Gefühle für den Valentinstag, finde das ganze vielleicht sogar etwas übertrieben. Deshalb wirst du von mir auch keine Tipps für Aktivitäten, Geschenke und Überraschungspläne bekommen, davon gibt es schon genug andere Blogbeiträge im WWW. Was ich dir aber geben kann und möchte, ist ein Gefühl dafür, dass es an dem Tag gar nicht darum geht, ihn wunderschön oder überflüssig zu finden. Das haben wir im Endeffekt doch auch alle gemeinsam: das Bedürfnis nach Nähe. Für mich dient ein Tag wie Valentinstag als kleiner Reminder zu Anfang des Jahres, etwas ganz essentielles nicht aus den Augen zu verlieren: Dir Zeit zu nehmen, für dich selbst und für die Menschen, die du liebst.

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Ich weiß nicht, wie es dir geht, ob du in einer Beziehung bist, happy solo oder gerade frisch getrennt, aber ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass der Anfang dieses Jahres von einer leicht bedrückten, stressigen Grundstimmung getragen wurde. Wir befinden uns im dritten Corona Jahr, sind müde von den Einschränkungen des Lebens, gleichzeitig erinnert die Omikron-Welle doch wieder sehr an die Lockdown-Stimmung von vor einem Jahr. Kann ein Tag der, die Liebe feiert, in dem Zusammenhang vielleicht eine neue Bedeutung bekommen? Kann er uns daran erinnern, mal wieder zur Ruhe zu kommen und schöne Momente, auch während nicht so schönen Zeiten, zu erschaffen? Ich denke das ist genau die Message, die wir alle zu Beginn diesen Jahres vermehrt hören müssen.

Deshalb möchte ich dir ans Herz legen: Mach dir den Tag richtig schön! Oder wenn es nicht der Tag sein kann, dann nimm dir die Zeit an einem anderen Tag, aber nimm sie dir. Gönn dir etwas Schoki, ein richtig schönes Candle Light Dinner mit entspannter Musik, geh zum Lieblingssport, kauf dir das Shirt, die Kette oder was auch immer du schon länger im Blick hast. Vielleicht gönnst du deiner Haut und Seele mit einer kleinen JUNGLÜCK-Verwöhnung eine Auszeit. Völlig egal, wie dein Beziehungsstatus sich aktuell definiert, mach etwas für dich – allein, mit Partner*in, Freund*innen, Familie, den Kids, den Gym-Buddies oder dem Kegelclub. Tu was dir gut tut und nimm diesen Valentinstag als Reminder, an dir selbst dran zu bleiben.

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Valentinstag dieses Jahr: Zeit, sich näher zu kommen

Ich finde diese Headline ehrlich gesagt ganz wunderbar, denn egal wer du bist, du verstehst es ganz individuell auf deine Weise. “Zeit, sich näher zu kommen”. Das kann heißen, dich mit dir selbst zu beschäftigen, dir selbst Liebe zu schenken. Oder einem besonderen Menschen in deinem Leben zu begegnen, sich mehr Nähe und vor allem Aufmerksamkeit zu geben. Oder auch einer Gruppe von Menschen, mit denen du dich gern umgibst, Dankbarkeit zu zeigen.

Wenn wir Valentinstag nicht als fragwürdigen Feiertag ansehen, sondern als Erinnerung mal langsam zu werden, durchzuatmen, etwas Seelenbalsam zu verteilen und zu erhalten, dann gibt es dem Tag einen völlig neuen Sinn. Vielleicht kann so nicht nur der 14. Februar zum Valentinstag werden. Sondern auch der 14. März, April, Mai, Juni und so weiter. Lasst uns zusehen, dass wir nicht in Alltagstrubel, Job und Verpflichtungen versinken, sondern uns immer wieder kleine besondere Momente und Erlebnisse herzaubern. Bist du dabei?