Die Natur wusste es ja schon immer, aber so langsam kommen wir in den westlichen Gesellschaften auch dahinter: Der Mensch ist vielfältig. Surprise!
Sind wir mal ehrlich: Egal ob Arabica, Robusta oder eine andere der insgesamt fast hundert Kaffeesorten – hauptsache Kaffee! Und sind wir mal noch ehrlicher: Egal ob Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Trans, Nichtbinär, Inter*, Ace, Queer oder Hetero – hauptsache Liebe! (Begriffserklärungen siehe unten)
Es ist natürlich, dass man sich aus vollem Herzen in seinen besten Kumpel verliebt – auch wenn man selbst ein Junge ist. Es ist natürlich, die eigene Sexualität zu hinterfragen – einmal, zweimal oder auch immer wieder. Es ist natürlich, dass man sich so ausdrücken möchte, wie man sich im Inneren fühlt – mit Farben, Haarlängen, Stoffen oder Make-Up. Side Fact: Nichts davon hat ein spezifisches Geschlecht. Es ist natürlich, dass man kein oder wenig Interesse an Sex hat. Es ist natürlich, dass man eine Operation benötigt, um das eigene Geschlecht, nicht nur innerlich, sondern auch im Spiegelbild zu erkennen. Es ist natürlich, wenn man sich mit nichts davon identifizieren kann. Es ist natürlich, dass sich alles, immer und überall im Laufe des Lebens verändern kann – und jeder Mensch dies anders erlebt. Es ist Pride Month und eine gute Gelegenheit, diese Dinge mal wieder etwas lauter als sonst zu betonen.
Wir Menschen denken gerne in Boxen. Boxen, die für die einen vielleicht perfekt passen, bei anderen jedoch Platzangst auslösen. Queere Menschen müssen immer noch dafür kämpfen, ihren Lebensweg genauso unbeschwert gehen zu können wie Personen mit heteronormativen Biografien. Was hat Kämpfen aber mit Liebe zu tun? Liebe ist deshalb so ein passender Begriff, weil queere Menschen sich in einer Welt bewegen, in der ihre Realität öffentlich debattiert, unsichtbar gemacht oder bedroht wird. Sich selbst zu lieben und zu sich zu stehen, wird dann zu einem radikalen Akt. Pride bedeutet Stolz – und sich stolz als queere Person zu zeigen, ist sichtbare Selbstliebe.
Der Christopher Street Day (CSD) erinnert an den Stonewall-Aufstand 1969 von queeren und transgeschlechtlichen Menschen gegen die gewaltsame Überwachung und Verfolgung der New Yorker Polizei. Ein Wendepunkt im Kampf für die Gleichbehandlung queerer Menschen. Solange Menschen immer noch diskriminiert werden, weil sie aus einem konstruierten Raster herausfallen, müssen queere Menschen und Allys weiterhin auf die Straße gehen und (bunte) Flagge zeigen – vor allem mit der Perspektive, dass Queerfeindlichkeit und Rassismus seit jeher eng miteinander verknüpft sind. Damit sich die Lage von queeren Menschen weiterhin verbessert, brauchen wir politische Entscheidungen für den Schutz queeren Lebens, Aufklärungsarbeit an Schulen, den Pride Month und Blogbeiträge wie diesen. Und wir brauchen die unermüdliche und radikale Liebe- und Selbstliebe von queeren Menschen.
Egal wer man ist; wen oder wie man liebt – jeder Mensch sollte sich wohl in der eigenen Haut fühlen und frei von Diskriminierung leben können. Ganz natürlich eben. Der Natur sind Boxen, Kategorien und Regeln egal. Sie funktioniert in Symbiosen, Zyklen und Vielfalt. Wir feiern diese Vielfalt und speziell zum Pride Month die Vielfalt der queeren Community. Ihr seid alle gut und wunderbar so wie ihr liebt und so wie ihr lebt.
Eure Lena (she/her) & Jakob (he/him)
Begriffslexikon:
Lesbisch
Lesbisch beschreibt eine sexuelle und/oder romantische Orientierung.
Der Begriff beschreibt im Allgemeinen die queere Anziehung zu Frauen und Weiblichkeit. Als lesbisch können sich Frauen, aber auch nichtbinäre Menschen, die sich zu Frauen, Butches, Femmes, Lesben oder auch Weiblichkeit (in welcher Form auch immer) oder Femininität hingezogen fühlen. Auch manche trans Männer bezeichnen sich als lesbisch oder sehen sich als Teil der lesbischen Community.
Schwul
Schwul beschreibt eine sexuelle und/oder romantische Orientierung. Als schwul werden Männer oder sich mit Männlichkeit identifizierende nonbinäre Personen bezeichnet, die sich romantisch und/oder körperlich zu anderen Männern oder sich mit Männlichkeit identifizierenden nonbinäre Personen hingezogen fühlen.
Bisexuell
Bisexualität ist eine sexuelle Orientierung. Personen können sich als bisexuell bezeichnen, wenn sie sich sexuell zu Menschen zweier oder mehrerer Geschlechter hingezogen fühlen. Dies bedeutet nicht automatisch, dass sich eine Person (nur) zu den zwei Geschlechtern des binären Geschlechtersystems hingezogen fühlt und schließt auch die Anziehung zu nichtbinären Menschen nicht aus. Bisexualität wird teilweise auch so definiert, dass sich eine Person zum eigenen und zu einem oder mehreren anderen Geschlechtern hingezogen fühlt. Alternativ kann Bisexualität bedeuten, dass die Anziehung zu Menschen unabhängig von deren Geschlecht ist.
Trans / transgeschlechtlich
Trans Menschen sind Personen, die nicht das Geschlecht sind, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Trans Menschen können sowohl binär – Mann oder Frau – als auch nichtbinär sein. Das Gegenteil von trans ist cis.
Nichtbinär
Als nichtbinär können sich Menschen bezeichnen, die nicht – oder nicht zu 100% – Mann oder Frau sind. Manche nichtbinäre Menschen verorten sich ganz außerhalb des binären Systems, manche haben gar kein Geschlecht (agender) oder haben eine Geschlechtsidentität, die sich immer wieder ändert (genderfluid).
Inter* / Intergeschlechtlich
Intergeschlechtliche Menschen sind Menschen, deren körperliches Geschlecht – beispielsweise die Genitalien – nicht der medizinischen Norm von ‘eindeutig’ männlichen oder weiblichen Körpern zugeordnet werden kann, sondern sich in einem Spektrum dazwischen bewegt.
Ace
ist eine Abkürzung für a_sexuell. Der Begriff wird von der a_sexuellen Community meist als Eigenbezeichnung und Schirmbegriff verwendet. Asexualität ist eine sexuelle Orientierung. Eine Person kann sich asexuell nennen, wenn sie dauerhaft oder zeitweise, keine oder wenig sexuelle Anziehung zu anderen Menschen verspürt.
Queer
wird sowohl als eigenes Label verwendet als auch als Schirmbegriff für alle anderen Labels oder die queere Community allgemein.
Heteronormativität
Heteronormativität ist eine Norm in unserer Gesellschaft, die davon ausgeht, dass alle Menschen endogeschlechtlich, cisgeschlechtlich, heterosexuell, allosexuell und alloromantisch sind. Es wird also davon ausgegangen, dass jede Person nur eins von zwei Geschlechtern hat, nämlich entweder männlich oder weiblich, und dass dieses Geschlecht schon bei der Geburt an den Genitalien abgelesen werden kann. Außerdem wird davon ausgegangen, dass diese Geschlechter sich grundlegend voneinander unterscheiden und sich sexuell und romantisch aufeinander beziehen. Zusätzlich gibt es die Erwartung, dass alle Menschen in monogamen, romantischen und sexuellen Beziehungen sind oder sein wollen. Abweichungen von dieser Norm – beispielsweise queere Personen werden unsichtbar gemacht und/oder diskriminiert.
Ally
Ein*e Ally ist eine Person, die selbst nicht Teil der LGBTQIA+ Community ist, aber diese aktiv unterstützt und daran arbeitet Intoleranz zu beenden.
Quelle: queer-lexikon.net